Vergeben als zentraler Punkt einer Hypnosesitzung

In einer Hypnosesitzung kommt man in der Regel früher oder später an den Punkt an dem ich meinen Klienten bitte, dem Täter oder der Person, die meinen Klienten am meisten verletzt hat, zu vergeben. Verständlicherweise ist dies für den Klienten zunächst nicht immer verständlich und auch nicht einfach. Zu Recht fragen sich meine Klienten manchmal, ob vergeben nicht auch gleichzeitig vergessen bedeutet. Oder schlimmer noch: heisst es vielleicht am Ende sogar dass man gut heisst, was alles passiert ist.

Doch stimmt das wirklich?

Als ich im Radio ein Interview mit der Holocaust Überlebenden Eva Mozes Kor gehört habe, war ich fasziniert. Sie hat Ihre Eltern in Auschwitz verloren und später starb auch ihre Schwester an den Spätfolgen. Im Interview hat sie von Ihrem Leben erzählt und wie sie zur Verarbeitung des Erlebten ein Museum gegründet hat.

In Ihrem «Holocaust Museum & Education Center» geht es einerseits um die Darstellung der Geschichte. Doch was ihr noch viel wichtiger ist, ist es die Menschen dazu aufzurufen, den Weg der Vergebung zu gehen und Ihren Peinigern zu vergeben. Denn nur dadurch kann man in Ihren Augen die Opferrolle verlassen. 
Sie sagt: nur wenn man vergibt kann man frei sein.

Und genau das ist es, was wir auch mit der Vergebung in der Hypnose anstreben : der Klient kann wieder frei sein!

Wenn ein Klient vergibt heisst das nämlich nicht, dass er das gut heisst, was in der Vergangenheit passiert ist. Es heisst auch nicht, dass man vergisst oder jemals vergessen wird, was passiert ist.

Doch etwas Entscheidendes kann passieren: der Klient holt sich ganz bewusst die Kontrolle über das eigene Leben wieder.
Denn Vergebung bedeutet auch Macht: die Macht, sich von etwas loszusagen, dass einen im eignen Tun behindert und das Leben schwer macht. Wenn man vergibt ist man diesen Ballast endlich los, mann ist endlich wieder frei!

Und hat man darauf nicht ein Recht? Auf ein selbstbestimmtes Leben. Im Frieden. Ohne emotionale Verstrickung.

Ich denke schon und gönne es jedem!

Eure

Ruth